Vor über einen Jahr verwies mich ein Freund im Rahmen einer Diskussion auf die Arbeiten von W. Brain Arthur zum Thema "Steigende Erträge", die Fehler bzw. Unvollständigkeiten in der gängigen Wirtschaftstheorie aufzeigen würden.
Diesem Hinweis ging ich auch zugleich nach und um die Erkenntnisse auch genügend würdigen zu können, machte ich mich zuvor mit dem bisherigen Wissenstand zum Thema "Ertragsgesetz" vertraut. Die darauffolgende Lektüre Arthurs "Increasing Returns and the New World of Business" war dann jedoch etwas ernüchternd.
Was sind, sehr kurz gefasst, die Aussagen Arthurs? In der klassischen Ökonomie gäbe es das Gesetz vom abnehmenden Ertrag, dieses gelte jedoch nur in der materiellen Wirtschaft. In der neuen Wirtschaft – der IT Industrie – ist dieses Gesetz aber obsolet, zumindest jedoch unvollständig, denn hier gilt das Gesetzt vom steigenden Ertrag.
Steigende Erträge aber führen laut Arthur nicht mehr zu einer gleichgewichtigen Wirtschaft, basierend auf vollständigen Wettbewerb, sondern zu instabilen Zuständen mit der Vorherrschaft eines einzigen Unternehmens (Monopol) bzw. einer Technologie. Dies sei ein Fall von Marktversagen und damit ein Grund für staatliche Intervention.
Die Ursache für steigende Erträge sieht er u.a. im Charakter der Information liegen, die mit einem Aufwand von nahezu Null kopiert und im Falle des Vertriebs von Software entsprechende Stückkosten von Null bedeutet.
Ist das neu? Was sagt jene Quelle dazu, welche ich zuvor konsultierte, um mich über den bisherigen Stand zu dem Thema zu informieren? Werfen wir also einen Blick in das Werk "Nationalökonomie" von Ludwig von Mises, aus dem Jahre 1940, welches vom Thema Software und Informationstechnologie nicht allzu sehr beeinflusst sein dürfte.
Im Abschnitt "Das Ertragsgesetz" (S. 95) leitet Mises das Ertragsgesetz aus den Charakteristika knapper Mittel her. Knapp ist ein Mittel, "wenn von ihm nur eine begrenzte Wirkung ausgeht." Im Gegensatz dazu könnten "Ursachen, die eine Wirkung, die wir als nützlich ansehen, in unbegrenzter Menge hervorrufen,[...] von uns nie als knapp angesehen werden, sie sind keine wirtschaftlichen Güter und werden nicht bewirtschaftet."
Das Ertragsgesetz bezieht sich also nur auf wirtschaftliche Güter und besagt: "für die Verbindung von komplementären wirtschaftlichen Gütern zur Produktion besteht ein optimales Mengenverhältnis. Entfernt man sich durch Vergrößerung der Menge nur eines der komplementären Güter von dem optimalen Mengenverhältnis, dann steigt der Ertrag entweder überhaupt nicht oder nicht in dem Masse, in dem der Aufwand wächst."
Mises veranschaulicht uns auch jenen Fall, in dem das Ertragsgesetz nicht gilt, weil das entsprechende Mittel kein wirtschaftliches Gut ist: "Das Rezept, das uns zeigt, wie man aus Teeblättern, heißem Wasser und Arbeit Tee bereiten kann, gibt, wenn man es nur kennt, unbegrenzte Nutzwirkung ab; es verliert nichts von seiner Nutzwirkung, wenn man es noch so viel gebraucht, es ist unerschöpflich in seiner Wirkung und wird daher nicht bewirtschaftet."
Das, was Mises damals als Rezept bezeichnete, würden wir heute zusätzlich noch mit Worten wie Algorithmus oder eben Software in Zusammenhang bringen.
Etwa 40 Jahre später gewinnt Arthur diese Erkenntnis – erneut.
Diesem Hinweis ging ich auch zugleich nach und um die Erkenntnisse auch genügend würdigen zu können, machte ich mich zuvor mit dem bisherigen Wissenstand zum Thema "Ertragsgesetz" vertraut. Die darauffolgende Lektüre Arthurs "Increasing Returns and the New World of Business" war dann jedoch etwas ernüchternd.
Was sind, sehr kurz gefasst, die Aussagen Arthurs? In der klassischen Ökonomie gäbe es das Gesetz vom abnehmenden Ertrag, dieses gelte jedoch nur in der materiellen Wirtschaft. In der neuen Wirtschaft – der IT Industrie – ist dieses Gesetz aber obsolet, zumindest jedoch unvollständig, denn hier gilt das Gesetzt vom steigenden Ertrag.
Steigende Erträge aber führen laut Arthur nicht mehr zu einer gleichgewichtigen Wirtschaft, basierend auf vollständigen Wettbewerb, sondern zu instabilen Zuständen mit der Vorherrschaft eines einzigen Unternehmens (Monopol) bzw. einer Technologie. Dies sei ein Fall von Marktversagen und damit ein Grund für staatliche Intervention.
Die Ursache für steigende Erträge sieht er u.a. im Charakter der Information liegen, die mit einem Aufwand von nahezu Null kopiert und im Falle des Vertriebs von Software entsprechende Stückkosten von Null bedeutet.
Ist das neu? Was sagt jene Quelle dazu, welche ich zuvor konsultierte, um mich über den bisherigen Stand zu dem Thema zu informieren? Werfen wir also einen Blick in das Werk "Nationalökonomie" von Ludwig von Mises, aus dem Jahre 1940, welches vom Thema Software und Informationstechnologie nicht allzu sehr beeinflusst sein dürfte.
Im Abschnitt "Das Ertragsgesetz" (S. 95) leitet Mises das Ertragsgesetz aus den Charakteristika knapper Mittel her. Knapp ist ein Mittel, "wenn von ihm nur eine begrenzte Wirkung ausgeht." Im Gegensatz dazu könnten "Ursachen, die eine Wirkung, die wir als nützlich ansehen, in unbegrenzter Menge hervorrufen,[...] von uns nie als knapp angesehen werden, sie sind keine wirtschaftlichen Güter und werden nicht bewirtschaftet."
Das Ertragsgesetz bezieht sich also nur auf wirtschaftliche Güter und besagt: "für die Verbindung von komplementären wirtschaftlichen Gütern zur Produktion besteht ein optimales Mengenverhältnis. Entfernt man sich durch Vergrößerung der Menge nur eines der komplementären Güter von dem optimalen Mengenverhältnis, dann steigt der Ertrag entweder überhaupt nicht oder nicht in dem Masse, in dem der Aufwand wächst."
Mises veranschaulicht uns auch jenen Fall, in dem das Ertragsgesetz nicht gilt, weil das entsprechende Mittel kein wirtschaftliches Gut ist: "Das Rezept, das uns zeigt, wie man aus Teeblättern, heißem Wasser und Arbeit Tee bereiten kann, gibt, wenn man es nur kennt, unbegrenzte Nutzwirkung ab; es verliert nichts von seiner Nutzwirkung, wenn man es noch so viel gebraucht, es ist unerschöpflich in seiner Wirkung und wird daher nicht bewirtschaftet."
Das, was Mises damals als Rezept bezeichnete, würden wir heute zusätzlich noch mit Worten wie Algorithmus oder eben Software in Zusammenhang bringen.
Etwa 40 Jahre später gewinnt Arthur diese Erkenntnis – erneut.
Wenn ich es richtig verstehe, dann löst Mises das Problem, indem er einfach sagt, Software ist kein Wirtschaftsgut?!
AntwortenLöschenJa, wobei Mises Software natürlich noch nicht kannte.
AntwortenLöschenDu könntest Information als freies Gut betrachten, ähnlich Luft. Aber genau wie Luft z.B. unter Wasser oder im All zu einem knappen Gut werden kann, kann auch Information zu einem wirtschaftlichen Gut werden.
Dies geschieht im heutigen Fall durch staatliche Intervention, sprich Urheberrecht bzw. in Amerika Copyright.
Das fand ich dann auch bei Arthur etwas befremdlich: Er erklärte zwar, dass Software fast ohne jede Kosten vom Produzenten (z.B. Microsoft) kopiert werden kann, scheint die Tatsache, dass dies dann jedoch auch die Konsumenten können, völlig zu ignorieren (vielleicht habe ich das aber auch überlesen).
Damit hätte es sich dann aber für den Produzenten mit steigenden Erträgen erledigt. Ohne staatliche Unterstützung müsste der Produzent die nichtgewünschte Weitergabe seiner Software privatrechtlich regeln: Z.B. durch individuelle Kaufverträge (bei Massesoftware kaum machbar) bzw. über entsprechende Registrierungsmechanismen (z.B. Michrosofts Versuche auf diesem Gebiet: XP, Vista). Das würde die Kosten je verkauften Stück aber wieder entsprechend erhöhen und es würde wieder das Ertragsgesetz gelten.
Arthur betrachtet nicht die vollständige Bilanz, nämlich dass durch Gesetze die Kosten sozialisiert werden. Sie sind aber nicht weg. Sie wurde nur vom Produzenten auf die Gemeinschaft übertragen. Ich will hier auch gar nicht pro oder kontra Urheberrecht argumentieren. Ich will nur darauf hinweisen, dass Arthur eine Eigenschaft der Information ausgemacht zu haben glaubt, die eigentlich eine Eigenschaft der rechtlichen Rahmenbedingungen ist.
Martin, ich glaub, du musst Arthur nochmal lesen :-) Ich hab jetzt erst mal ein paar Tage drüber nachgedacht und ich glaube, es geht ihm um was anderes. Zunächst, das Beispiel mit dem Rezept hinkt, denn nur weil ich dir ein Rezept für Pudding verkaufe, habe ich damit noch keinen langfristigen Vorteil, da du beim nächsten Rezept nicht gezwungen bist wieder bei mir das Rezept zu kaufen. Aber genau darum geht es bei Arthur, denn wer einmal seine Infrastruktur mit Microsoft aufgebaut hat, wird sehr wahrscheinlich wieder Microsoft Produkte kaufen, da die sich natürlich besser integrieren. Dadurch steigen letztendlich die Erträge für das Unternehmen, auch wenn der Ertrag des einzelnen Produkts nicht steigt.
AntwortenLöschenDas kann man übrigens nicht nur bei Microsoft beobachten, sondern auch bei allen anderen Firmen, die eine Plattform verkaufen. Hier denk ich z.B. an Amazon (eCommerce Plattform) oder Google (Web OS Plattform).
Ich habe jetzt den Überblick über die Zusammenhänge verloren :-). Bei meiner Recherche bin ich ziemlich durcheinander gekommen, weil z.B. in der englischen Literatur von "increasing returns", "decreasing returns" und "diminishing returns" oder "returns to scale" die Rede ist und ich nicht weiß, was wie mit wem im Zusammenhang steht und ob und wie weit das "Ertragsgesetz" mit diesen allen im Zusammenhang steht.
AntwortenLöschenMein Vorschlag ist, dass ich erst einmal einen Blogeintrag zum Ertragsgesetz schreibe und wir dann darüber diskutieren. Vielleicht stellt sich ja dann schon heraus, dass das eine mit dem anderen nicht zu tun hat.
Und wenn doch, hätten wir einen gemeinsamen Wissensstand für die weitere Analyse.