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Posts

Es werden Posts vom 2010 angezeigt.

Dienst am Staat schadet der Gemeinschaft

Mit seinem letzten Beitrag hat Steinchen mir ja geradezu den Fehdehandschuh hingeworfen :-). Er macht den Vorschlag, den bestehenden staatlichen Arbeitszwang nicht abzuschaffen, sondern ihn nur von seiner militärischen Komponente zu befreien. Mit diesem Vorschlag (wie mit vielen anderen auch) kann man sich auf zwei Arten auseinandersetzen. Zum einen ethisch: Wie ist der Vorschlag nach allgemein anerkannten ethischen Prinzipien zu bewerten? Hier müssen jedoch zuerst diese allgemein anerkannten (wenigstens unter den beiden Diskutanten) Prinzipien gefunden werden. Zum anderen kann der Vorschlag ökonomisch untersucht werden. Hier lautet zunächst die Frage, welche subjektiven Ziele nach Ansicht des Autors mit der vorgeschlagenen Maßnahme erreicht werden sollen. Darauf aufbauend kann dann untersucht werden, ob das vorgeschlagene Mittel geeignet ist, diese Ziele zu erreichen. Beide Wege bieten genug Stoff um etliche Blogeinträge zu füllen und die eine oder andere wissenschaftliche Arbeit auf

Übersetzungswiki

Kennt jemand meiner beiden Leser vielleicht ein Übersetzungswiki? Ich stelle mir das folgendermaßen vor: Jemand stellt einen freien Text in ein Wiki ein und unterteilt ihn in kleinere, separat bearbeitbare Abschnitte. Zusätzlich ist die Seite noch zweigeteilt. Auf der linken Seite befindet sich der Originaltext und auf der rechten Seite die noch nicht vorhandene, aber hoffentlich bald entstehende Übersetzung in der angegebenen Zielsprache. Wenn nun ein zufälliger Leser meint, "ach diesen einen Absatz kann ich mal eben übersetzen," dann tut er das einfach. Ebenso kann er auch nur einen Satz übersetzen. Oder er verbessert Fehler in bestehenden Übersetzungen usw.; das Wiki-Prinzip eben. Nach und nach wächst so die Übersetzung (vielleicht auch in verschiedenen Sprachen). Kennt jemand vielleicht so eine Plattform?

Argumentationskultur

Ein Großteil der politischen Positionierungen und Auseinandersetzungen in Blogs und Foren (gleichgültig welcher Ausrichtung) erfolgt nach folgenden Prinzip: Ich verfolge gute, edle, moralische Ziel und die Mittel, Wege und Maßnahmen die ich vorschlage sind dazu geeignet, diese Ziele zu erreichen. Wenn Du gegen meine Vorschläge bist, dann nur, weil Du gegen die Ziele bist, die ich verfolge. Deine Ziele sind folglich böse, niederträchtige und selbstsüchtig. Diese Methode ist gut für das Ego und das einem zugeneigte Publikum, der Sache jedoch und den zu erreichenden Zielen schadet es. Denn auch wenn es schwer fällt es zuzugeben: Sehr wahrscheinlich strebt mein Gegenüber nach den gleichen Zielen. Diese Erkenntnis erlaubt uns zwar nicht mehr, uns auf ein moralisches Podest zu stellen, sondern zwingt uns auf den Boden der Argumentation, was verbunden ist mit der Gefahr selbst widerlegt zu werden. Aber wiegt der Gewinn den wir davon tragen - Überzeugen eines ehemaligen Gegners, aber eben auch

Hoffnung für das Internet, Teil 2

Muss bald, wer im Internet veröffentlichen will eine staatliche Lizenz beantragen? Was wären die Kriterien? Müssten entsprechende Qualifikationen nachgewiesen werden? Müsste ein bestimmter Studienabschluss erlangt werden? Juristische Beratung, steuerberatliche Unterstützung, ärztliche Behandlung dürfen schließlich auch heute schon nur bei staatlich zertifizierter Erlaubnis durchgeführt werden. Dies diene dem Schutz der Verbraucher (Nutzer). Ist ein solcher Schutz nicht auch im Internet von Nöten? So viele Falschinformationen, so viele Lügen, so viele Schadprogramme, soviel Werbung, soviel terroristische Kommunikation. Und überhaupt: Kinderpornos, Rechtsextremismus, Killerspiele. Nur ein Unmensch, der dies unkontrolliert auf die schutzlosen Bürger loslassen will. Eine Behörde, die Zulassungen erteilt und wieder aberkennen kann. Was ist daran falsch? Funktioniert doch auch in den obigen Fällen. Wir werden nur hochqualitativen Journalismus zu sehen bekommen, niemandes Würde verletzende In

Koalitionsgespräche

Eine Partei tritt mit mehreren Position an. Nennen wir diese A und B. Eine andere Partei tritt mit den Positionen B und C an. Die Mehrheit der Wähler lehnt B ab. Ein Teil der Wähler unterstützt aber Position A - diese Wählen die erste Partei - und ein anderer Teil der Wähler unterstützt Position C - diese wählen die zweite Partei. Beide Parteien kommen ins Parlament, wissen jedoch nicht genau (der Wahlzettel gibt das nicht her) aufgrund welcher Positionen sie nun eigentlich gewählt wurden. Bei möglichen Koalitionsgesprächen einigen sich die zwei Parteien darauf A und C nicht umzusetzen, da man hierin nicht übereinstimmt. Stattdessen strebt man die Umsetzung der gemeinsamen Position B an.

Konflikte und Eigentum

Zwei Personen sind jeweils in Besitz von 10,- Euro. Jede kann unabhängig von der anderen entscheiden, was sie damit macht. Die eine Person wird sich vielleicht ein Buch kaufen, die andere eine DVD; die eine geht damit ins Kino, die andere spart das Geld usw. Nun zwinge man aber die beiden Personen ihre jeweils 10,- Euro in einem gemeinsamen Topf zu werfen und sich gemeinsam auf eine Ausgabe zu einigen. Was zuvor friedlich von statten ging, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nun zu Streiteren führen - umso mehr, je mehr Personen involviert sind. Das Rechtsverhältnis des Eigentums erscheint mir eine kulturevolutionäre Lösung zur Konfliktvermeidung. Je mehr dieses Rechtsinstitut zugunsten von Gemein"eigentum" zurückgedrängt wird, umso mehr Konflikte werden in der Gesellschaft ausbrechen und sie spalten.

Die Bausteinkrise

Es war einmal, in einer kleinen Stadt, ein Bauhof, der hatte zehntausend Bausteine. In dieser Stadt gab es viele Leute die sich ein Haus bauen wollten, für welches man jeweils fünftausend Bausteine benötigte. Wie du bereits leicht errechnet hast, können mit den zehntausend Bausteinen also zwei Häuser gebaut werden. Wer gehört nun zu den glücklichen, die sich ein Haus bauen können? Alle Leute strömen zu dem Bauhof und versuchen den Besitzer dazu zu überreden ihnen die Bausteine zu geben. Dabei überbieten sie sich jeweils mit ihren Angeboten: "Ich biete dir einen Taler, für einen Stein," rief jemand. "Ach was," rief ein anderer, "ich biete dir zwei Taler." So ging das den ganzen Tag und nach und nach ging der eine und andere nach Hause, weil die Preise so hoch wurden, das er für diese Preise die Steine nicht mehr kaufen wollte oder konnte. So blieben am Ende nur noch zwei Leute übrig die jeweils die fünftausend Bausteine kauften und beginnen konnten, sich ei

Ellenbogenmentalität

Den folgenden Text veröfentlichte ich am 07.11.2007 auf der Plattform liberty.li . Dort ist er aber nicht mehr erreichbar, so dass ich ihn nun hier einstelle: Marktwirtschaft, das heißt Wettbewerbswirtschaft, Konkurrenzwirtschaft. Damit verbinden wir Egoismus und Ellenbogenmentalität, jeder gegen jeden, Gewalt und Krieg, "soziale Kälte". So etwas wollen wir nicht. Müssen wird dann nicht folgerichtig dieses unmenschliche "System" ablehnen? Nein, denn die Überlegungen die dahinter stehen, sind schlicht falsch. Natürlich gibt es in der Marktwirtschaft einen Wettbewerb - wenn auch in weniger drastischer Weise, als wir uns das allgemein vorstellen - doch ist dieser Wettbewerb nicht das bestimmende Prinzip dieser Ordnung. Er ist vielmehr die Folge eines wesentlich umfassenderen und allgegenwärtigeren Prinzips der Gesellschaft in der wir leben: Der Zusammenarbeit. Die Grundlage der modernen Wirtschaft ist die Arbeitsteilung: Der Dienst gegenüber den anderen und der Dienst

Hoffnung für das Internet

Die Kritiker von zu viel Markt wird es freuen: Demnächst wird endlich Schluss sein mit dem unsäglichem "Laissez-faire" des Internets. Der Staat - jener unfehlbare Schützer aller Menschen - wird auch hier hoffentlich bald regulierend eingreifen . Es geht in die richtige Richtung. (Ich überlege, ob ich eine Kategorie "Resignation" anlegen sollte.)

Nomen est omen?

Sprache ist eine wichtige politische Sache, wie auch schon George Orwell in 1984 wusste. Ohne Sprache kein (kritisches) Denken und selbst mit Sprache aber mit falschen Begriffen, ist ein Erfassen und Begreifen der Wirklichkeit kaum möglich. Doch für so etwas wie Neusprech brauchen wir nicht erst 1984 zu bemühen. Beginnen wir unsere Sprachverwirrungsreise bei zwei Menschen. Der eine erbringt für den anderen eine Leistung und wird von jenem dafür regelmäßig bezahlt. Nennen wir die beiden nach bekannten Begrifflichkeiten Arbeitnehmer und Arbeitgeber und nehmen wir für unser Beispiel an, dass der monatliche Betrag 1000,- Euro betrage. Im Weiteren nehmen wir an, dass der Arbeitnehmer nun von seinen verdienten 1000,- Euro zehn Prozent, also 100,- Euro, an den Staat abführen muss. Soweit so gut. Da dieses explizite Abführen aber so kompliziert und für die Menschen so nachvollziehbar und schmerzhaft ist (der Verlust eines Betrags wiegt schwerer als der Gewinn des selben Betrags); und da es a

Zum Regieren fähig, zum Leben zu blöd

"Bei staatstheoretischen Debatten aller Art hatte ich schon seit einiger Zeit zwei wesentliche Grundüberzeugungen vertreten. Erstens: Ich habe nichts gegen Sozialismus, solange nur die Teilnahme daran freiwillig bleibt. Und zweitens: Ich habe nichts gegen staatliche Planung, solange nur der Planende allwissend ist. Eines Tages allerdings bemerkte ich, daß meine Ansprüche an die Formulierung politischer Positionen gewachsen waren. So rückte ein drittes Kriterium in den Vordergrund. Es ist das Kriterium der Kohärenz." ( Carlos A. Gebauer ) Kann ein demokratischer Staat seine Bürger erziehen, ohne dabei in Widerspruch zu seinen Prinzipien zu geraten? Ein autoritärer Staat hat damit kein Problem. An seiner Spitze stehen eine oder mehrere Personen, deren Selbstverständnis es ist, bessere Menschen zu sein als ihre Untertanen. Diese Personen haben entweder sowieso nicht das Ziel zum Wohle ihrer Untertanen zu handeln (was immer das auch sei), sondern verfolgen unverhohlen eigene Inte

Against Intellectual X

Zwei Texte, die ich irgendwann mal lesen will (neben dutzend anderen), wenn ich mal die Zeit dazu habe, befassen sich mit Urheber- und Patenrecht und nehmen diesen gegenüber, wie deren Titel erkennen lässt, eine eher ablehnende Meinung ein. Beide Texte sind konsequenterweise im Netz frei verfügbar. Dies sind " Against Intellectual Property " von N. Stephan Kinsella und " Against Intellectual Monopoly " von Michele Boldrin und David K. Levine. In letzteres Werk habe ich auch schon einen Blick in das Vorwort geworfen, in welchem sich die Autoren mit der (Weiter-)Entwicklung der Dampfmaschine durch James Watt auseinandersetzen und an diesen Beispiel die negativen Effekte von Patenten zeigen wollen. Dies macht die Betrachtung doch wesentlich anschaulicher als eine knochentrockene theoretische Abhandlung. Wenn also mal jemand die Sachen statt meiner liest, darf er mir gerne eine Zusammenfassung zukommen lassen.

Das Sozialstaatsprinzip

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Heute ist ein großer Tag für unser Land. Ich muss in diesem Haus wohl niemanden darauf hinweisen, dass das Sozialstaatsprinzip einen integralen Bestandteil unserer Gesellschaft darstellt. Die Stärkeren stehen den Schwächeren bei, was sich vor allem darin zeigt, dass der Staat von denen die reichlich haben zu jenen umverteilt, denen es am Notwendigen mangelt. Im Wissen um diesen Konsens kann ich mich über die Skepsis und den Widerstand einiger Abgeordneter dieses Hauses gegen den vorgebrachten Gesetzesentwurf nur wundern. Ich möchte Ihnen deshalb noch einmal den nichthinnehmbaren Zustand ins Gedächtnis rufen, der uns zu diesem Gesetz motivierte: Zurzeit warten über Zehntausend kranke Mitbürger auf eine Spenderniere. Viel zu viele zu lange und vergebens, denn leider werden durch freiwillige Spenden zu wenig der lebensnotwendigen Organe bereitgestellt. Und das in einem Land, in dem Millionen von Menschen zwei gesund

Nachdenklich

Letztens fiel mir eine Situation beim Lesen von Mises' "Nationalökonomie" ein. Bei der Beschäftigung mit der Zeit schrieb er: "Da der Mensch über die Zukunft nichts sicher weiß, bleibt es immer unbestimmt, wieviel von der noch nicht verstrichenen Zeit wir zum jetzt und zur Gegenwart zählen. Wenn jemand 1913 denken mochte: in der Gegenwart (jetzt) wird in Europa das Recht der freien Meinungsäußerung allgemein anerkannt, wird er wohl kaum geahnt haben, dass diese Gegenwart schon in wenigen Jahren sich in Vergangenheit verwandelt haben wird." (S. 80) Darauf hin wendete ich das Buch, da ich mich erinnerte, auf dem Buchrücken das Geburtsjahr von Mises gelesen zu haben: 1881. Bis auf ein Jahr genau gehörte er zu jener Generation, die ein Jahrhundert vor meiner Generation lebte, die beim Jahrhunderwechsel so alt waren wie meine Generation zum Jahrhundertwechsel und die, wie er schrieb, am Anfang des neuen Jahrhunderts dachte "in der Gegenwart (jetzt) wird in Europ