Ich habe mir vor einiger Zeit einmal eine Studie zur selbsternannten "geschlechtergerechten Sprache" angesehen, die beweisen soll, dass sich nur durch diese Sprachvariante Frauen und Mädchen angesprochen fühlen.
Diese Studie muss eine Leuchtturmstudie sein, denn sie wird in den Medien ständig angeführt. Z.B. bei Quarks, Verdi oder RND. Bei letzterem steht dazu:
In einer Studie aus dem Jahr 2015 wurde ein Experiment mit fast 600 Grundschulkindern durchgeführt. Dabei wurden ihnen Berufe entweder in der männlichen und weiblichen Form oder im generischen Maskulinum vorgelegt. Mädchen trauten sich eher traditionell männliche Berufe zu, wenn die Berufsbezeichnung gegendert wurde.Es handelt sich hierbei um die Studie "Yes I Can! – Effects of Gender Fair Job Descriptions on Children’s Perceptions of Job Status, Job Difficulty, and Vocational Self-Efficacy".
Bevor ich mir diese Studie anschaute, hatte ich schon den Gedanken: Eigentlich widerlegt diese Studie ja die gesamte "Gendertheorie". Denn mit "generisch maskulinen" Begriffen wie
Blumenverkäuferhatten die befragten Mädchen keine Probleme und konnten sich damit prima identifizieren.
Babysitter
Zahnarzthelfer
Raumpfleger
Kosmetiker
Das waren die Begriffe, die die Studie in dem Bereich "stereotyp weiblich" aufführten. Hier hatte die zusätzliche Nennung der weiblichen Form anscheinend keine Auswirkungen auf die Identifikationsmöglichkeit.
Auch bei den als "stereotyp neutral" geführten Begriffen hatten die Mädchen keine Probleme mit dem generischen Maskulinum:
SängerAber bei den Begriffen, die die Studie als "stereotyp männlich" kategorisierte, zeigte sich dann aber, dass die Mädchen hier erst dann vermehrt ankreuzten, dass sie sich diesen Beruf für sich vorstellen könnten, wenn auch eine weibliche Form mit angegeben wurde. Und das ist doch ein schlagender Beweis, dass wir das generische Maskulinum nicht mehr verwenden sollten, oder?
Sportler
Schriftsteller
Bevor ich die Liste dieser Begriffe präsentiere, möchte ich kurz darauf eingehen, was dieses "generische Maskulinum" eigentlich ist. Es handelt sich dabei um Begriffe, die für die Mehrheit der deutschsprechenden Menschen geschlechtsunspezifisch sind. Also eben z.B. Lehrer, Arzt, Pfleger, Held, Idiot.
Das sind die Wörter, um die es Streit gibt. Die einen sagen, diese seien geschlechtsneutral, die anderen, sie seien explizit männlich.
Es gibt Wörter, da gibt es keinen Streit. Da sind sich alle einig, dass diese ganz klar geschlechtsspezifisch sind. Z.B. Mütter und Väter, Onkel und Tanten, Frauen und Männer, Mädchen und Jungen.
Da gibt es niemanden, der behaupten würde, dass sich bei diesen Begriffen alle angesprochen fühlen können. Nein, hier herrscht Einigkeit: Diese Begriffe sind eben nicht "generisch" und - bei den Begriffen im grammatischen Maskulinum - eben auch keine "generischen Maskulina".
Wirklich niemand wäre überrascht, wenn ich ihm sagen würde, dass ich Mädchen gefragt hätte, ob sie später einmal "Väter", "Opas" oder "Feuerwehrmänner" werden wollen, und sie immer nur verneint hätten. Stattdessen aber oft "ja" zu "Müttern", "Omas" oder "Feuerwehrfrauen" gesagt hätten.
Aus dieser Befragung würde sich entsprechend auch keine Aussage über die Wirkung des "generischen Maskulinums" ableiten lassen, da diese Worte eben nicht generisch sind.
Zurück nun aber zu unserer Studie, die bewiesen haben soll, dass Mädchen sich mit dem generischen Maskulinum nicht angesprochen fühlen - zumindest bei "stereotyp männlichen" Berufen. Hier die Liste dieser Berufe:
AstronautenWie muss ich mir das vorstellen? Hat man diese Studie schon einmal gemacht und festgestellt, dass es keinen Unterschied gibt und dann für den zweiten Versuch noch die -männer eingefügt, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten? Oder hatte man von Anfang an keine Ahnung von seinem Untersuchungsgegenstand gehabt, wusste also nicht, was ein "generisches Maskulinum" ist?
Lastwagenfahrer
Geschäftsmänner
Erfinder
Bürgermeister
Maurer
Feuerwehrmänner
Automechaniker
Und liest eigentlich jemand, der sich auf diese Studie bezieht, diese auch einmal?
Also wir haben auch eine Bürgermeisterin. Sie wird von allen akzeptiert, weil engagiert ist. Der davor war ein Penner, der war nicht engagiert. Finnland hat eine junge Frau als Staatsoberhaupt. Sie leitet eine Regierung aus 5 Parteien, allesamt mit Frauen an deren Spitze. Ist das so weil Finnland durch seine 15 Fälle sprachlich ausgewogener ist? Ich denke nicht.
AntwortenLöschenIch muss ganz ehrlich sagen, dass ich nicht ganz kapiere worauf Du hinaus willst.
AntwortenLöschenGeht es dir um den Geschäftsmann und den Feuerwehrmann? (unabhängig davon, dass "Geschäftsmann" aus meiner Sicht kein Beruf, sondern eine unspezifische Sammelbezeichnung ist)
Ja, es geht um die Geschäfts- und Feuerwehrmänner.Die Bedeutung dieser Worte ist -bis jetzt zumindests - doch eher geschlechtspezifisch. Damit haben sie in einer Studie, die die Wirkung von geschlechtsUNspezifische (generische) Begriffe untersuchen möchte, nichts zu suchen, bzw. verfälschen das Ergebnis.
LöschenUnd dann waren da doch noch die Mädchen, die einen Beruf bei der Feuerwehr richtig toll finden würden und ganz arglos sagen „ich werde Feuerwehrmann“. Einfach weil sie keine andere Bezeichnung dafür kennen, es für die, in diesem Moment, also generisch ist und niemand ihnen (hoffentlich) sagen würde, dass das nicht geht, weil sie kein Mann seien.
AntwortenLöschenSpeziell Kinder machen sich doch viel weniger Gedanken beim Matching eines maskulinen Wortes mit ihrem eigenen Geschlecht. UND WARUM AUCH.
Allenfalls weil wir Erwachsenen es ihnen eintrichtern. Genauso wie die wichtigen Dinge des Lebens. Dass Jungs kein Rosa und erst recht keine Röcke tragen usw usf
Seinen Beruf, also das, worin man sich professionalisiert und was man jahrzehntelang täglich tut, nach der Bezeichnung und nicht nach dem Arbeitsinhalt zu wählen, kommt mir abwegig vor. Was soll die Studie also über Berufspräferenzen aussagen?
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