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Männer sind nicht wertvoll genug, um nicht im Kampf eingesetzt zu werden

Arne Hoffmann hat einen Artikel von Bettina Arndt in Teilen übersetzt.

Ich frage mich nun, ob diese unterschiedliche Wertung von Leben, die Arndt beschreibt, zu tief, vielleicht sogar genetisch, in uns verankert ist; und wir deswegen niemals wirkliche Gleichberechtigung erreichen werden/können.

Sind wir vielleicht nur in der Lage, weil es unserer kulturellen/biologischen Programmierung entspricht, Empathie für Frauen und Mädchen zu empfinden, nicht jedoch für Männer und Jungen?

Ist deswegen der Feminismus nur eine andere Variante der Jahrtausende alten Ritterlichkeit und des Gentlemantums ("Mädchen schlägt man nicht." - "Frauen und Kinder zuerst" und damit aber implizit: "Jungen darf man schlagen", "Männer zuletzt.")?

Müssen wir also einfach akzeptieren, dass unsere Gemeinschaft nur weibliche Menschen vor Gewalt schützen will und dass männliche Menschen sich eben verletzen, verstümmeln und töten lassen müssen?


Kommentare

  1. Nur weil man sagt Mädchen darf man nicht schlagen, heißt das nicht, dass man das Gegenteil fordert. Das ist einfach dumm.

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  2. Ich habe nicht gebauptet, dass man das Schlagen von Jungen fordert, sondern dass man es eher toleriert.
    "Jungen darf man schlagen," ist eine andere Aussage als "Jungen muss man schlagen."

    Und mit der in der Gesellschaft wohl leider noch weit verbreiteten Norm "Mädchen schlägt man nicht" gebe ich nur ein Beispiel für eine Einstellung, die auch in formale Gesetze geflossen ist:

    § 226a StGB (Verstümmelung weiblicher Genitalien)
    "Wer die äußeren Genitalien einer weiblichen Person verstümmelt, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft."

    Nein, dass heißt nicht, dass man die Genitalien männlicher Personen verstümmeln MUSS. Es heißt aber, dass man es eher toleriert.

    § 64 SGB IX (Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen)
    "Die Leistungen zur medizinischen Rehabilitation und zur Teilhabe am Arbeitsleben der in § 6 Absatz 1 Nummer 1 bis 5 genannten Rehabilitationsträger werden ergänzt durch [...] 3. ärztlich verordneten Rehabilitationssport in Gruppen unter ärztlicher Betreuung und Überwachung, einschließlich Übungen für behinderte oder von Behinderung bedrohte Frauen und Mädchen, die der Stärkung des Selbstbewusstseins dienen,"

    Männer und Jungen brauchen keine Stärkung des Selbstbewusstseins, weil, na... weil echte Kerle so etwas nicht brauchen, Memme!

    Und natürlich die Norm, die der Anlass für den Artikel war, wenn er sich natürlich auf die Ukraine bezog, und in Deutschland die Wehrpflicht zur Zeit ausgesetzt ist:

    GG Art 12a
    "Männer können vom vollendeten achtzehnten Lebensjahr an zum Dienst in den Streitkräften, im Bundesgrenzschutz oder in einem Zivilschutzverband verpflichtet werden."

    Ich denke, dass ich schon sagen kann, dass unsere Gesellschaft weibliches Leben höher wertet als männliches.

    Allerdings kann ich natürlich Rosinenpickerei betrieben haben, als ich nur die Gesetze raussuchte, die Frauen und Mädchen bevorteilten. Sicher können mir auch Gesetzte als Gegebeispiele genannt werden, in denen explizit nur Männer und Jungen höher gewichtet werden.

    Und nur um das explizit klar zu stellen: Ich möchte natürlich nicht, dass Frauen und Mädchen Gewalt angetan werden darf oder das diese Gewalt toleriert oder akzeptiert werden soll. Im Gegeteil möchte ich in einer Welt leben in der keinem Menschen Gewalt angetan wird. Und das heißt eben auch keinen Männern und Jungen. Und die geschlechtsneutrale Umformulierung u.a. der obigen Normen wäre doch kein schlechter Schritt - meiner Meinung nach. Im Sinne der GleichbeRECHTigung.

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  3. Nein, es ist nicht dasselbe. Der Vergleich der Verstümmelung männlicher mit weiblicher Genitalien ist obsolet (keine Ahnung, ob dieses Wort hier passt, aber ich wollte es schon immer mal benutzen). Während die Beschneidung der männlichen Vorhaut einen religiösen Hintergrund hat und einem hygienischem Zweck dient, birgt er zwar ebenso geringe Risiken, wird aber überwiegend fachgerecht durchgeführt und beobachtet. Die Beschneidung und Manipulation weiblicher Genitalien, sei es um eines "Aufhebens" für den Ehemann, oder eine mutwillige Verhinderung von Empfängnisfähigkeit, oder eine ebenso mutwillige Einschränkung des Lustgewinns bei Mädchen ist jederzeit illegal und führt des Öfteren wegen der mangelnden Hygiene bei diesen Eingriffen sowie Blutungen zu lebensgefährlichen Komplikationen. Nein, ich finde Beides nicht gut, aber es ist nicht dasselbe.

    Ich weiß nicht, ich kenne diese Situationen einfach nicht aus meinem Erlebten. Da saß Niemand beim Fußball neben mir übersät mit blauen Flecken und berichtete mir unter Tränen, dass seine Frau ihn schlagen würde. Frauenhäuser werden vorwiegend von Frauen bewohnt, weil sie diese oder eine andere Art von Gewalt erlebt haben, denke ich. Oder es ist wirklich so ein großes Tabuthema, dass man einfach nicht darüber spricht. Aber auch ich persönlich muss derart als "Macho" domestiziert worden sein, dass ich mich auch gar nicht (längerfristig und unverdient) von einer Frau schlagen würde lassen. Dann würde ich gehen.

    Ich gebe Dir Recht, dass sich gerade im Thema Gewalt geschlechterspezifische Rollenbilder manifestiert haben. Geht eine Frau in eine Bar und fragt, ob Luisa da wäre, so weiß der Barkeeper, da ist Gewalt oder sexuelle Belästigung im Spiel. Fragt ein Mann nach Luisa, wird er nach Ansicht der Beteiligten wohl auf der Suche nach einer bezahlbaren Beischlafmöglichkeit sein. Und dann ist noch die dritte Variante, dass Luisa wirklich in dieser besagten Bar arbeitet.

    Zum letzten Punkt, Männer und Krieg. Was für ein Wahnsinn, 18-jährige Jungen eine Waffe in die Hand zu drücken, und für den Kampf um ihr Vaterland in den vermeintlichen Tod zu schicken. Nein, meine Söhne kriegt ihr nicht! Sie werden kein Kanonenfutter für vordergründig ideologische Gemetzel, bei denen es hintergründig um den Kampf um Ressourcen geht. Da gibt es einen schönen alten Film mit einer Rede an die Menschlichkeit an dessen Ende (https://www.altherrengedeck.de/der-grosse-diktator/), nur Niemand lernt daraus. In Israel müssen übrigens aufgrund der feindlich gesinnten Umgebungsländer alle Männer für 2 1/2 Jahre und alle Frauen für 2 Jahre eine Wehrpflicht absolvieren. Ist das denn besser so?

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  4. Die Antwort liefere ich in mehreren Teilen. Hier zum ersten Absatz:

    "Obsolet" wäre nicht das Adjektiv, welches ich verwenden würde. Eher "unredlich", da in der Debatte immer die schwersten Formen der weiblichen Genitalmanipulationen mit den mildesten der männlichen verglichen werden, um dann zu behaupten, dass das ja nicht das selbe wäre.

    Wenn man also die Entfernung der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane und das Vernähen der äußeren Schamlippen anführt (Infibulation), so sollte man auch das Aufschneiden der Unterseite des Penis von der Wurzel bis zur Eichel und die Spaltung der Harnröhre erwähnen (Subinzision). Und wenn man von der Entfernung der Klitoris spricht, so soll man bitte auch nicht über die Abtrennung der Eichel schweigen.

    Und wenn man die Harmlosigkeit der Entfernung der Eichelvorhaut behauptet, dann soll man Begründen, warum die Entfernung der Klitorisvorhaut nicht auch so harmlos sei. Und das gilt natürlich auch für die verschiedenen Varianten von der kompletten Entfernung bis zur Ritzung. Jeweils bei beiden Geschlechtern möglich.

    Auch überzeugt mich das Argument der Religiosität nicht. Wenn ich sage, "wir machen dass, weil unsere Vorfahren das von uns verlangen", dann soll es verboten werden, aber wenn ich sage, "wir machen dass, weil unsere Vorfahren gesagt haben, dass das Gott von uns verlangt", dann wird es erlaubt?

    Ebenso halte ich den "hygienischem Zweck" für vorgeschoben. Das mag ja vielleicht vor 3000 Jahren in einer Wüstenregion berechtigt gewesen sein, aber nicht in einem modernen Industrieland mit fließendem Wasser. Allerdings glaube ich, dass auch damals die Erschwerung von Masturbation im Vordergrund stand. Soviel zu "mutwillige Einschränkung des Lustgewinns".

    Dass illegal und von nicht medizinisch geschulten Personal durchgeführte Eingriffe zu "lebensgefährlichen Komplikationen" Komplikationen führen ist nicht nur bei weiblichen Genitalmanipulationen der Fall. Das liegt nicht an der Art der jeweiligen Manipulation, sondern an den gesetzlichen und hygienischen Vorgaben und Standards.

    Weibliche und männliche Genitalmanipulationen lassen sich also sehr wohl miteinander vergleichen, wenn man redlich vorgeht. Und die Entfernung eines Teils der Penisvorhaut ist invasiver und schwerwiegender als eine Ritzung der Klitoris. Dennoch ist ersteres erlaubt und letzteres verboten.

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  5. Vielmehr fehlt mir bei oben genannten Beispielen die Phantasie der Bandbreite solcher Verstümmelungen. Welches kranke Hirn unter welcher Begründung auch immer macht so etwas mit Mädchen wie Jungen??

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  6. Zum zweiten Absatz verweise ich einmal auf das Ärzteblatt als Einstieg: https://www.aerzteblatt.de/archiv/186686/Haeusliche-Gewalt-gegen-Maenner-Unbeachtet-und-tabuisiert

    Wenn man tiefer in das Thema einsteigt, ist das schon bedrückend. Du schriebst z.B., dass du gehen würdest, wenn dir so etwas geschehen würde. Wirklich? Und deine Kinder zurück lassen? Würdest du es auf einen Sorgerechtsprozess ankommen lassen? Wem würde die Gesellschaft/der Richter wohl eher glauben?

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  7. Schwierig. Ich bezweifle, dass ich mit Jemanden so gewaltbereiten so viele Kinder hätte. Ich würde sicherlich um meine Kinder kämpfen, sie aus diesem gefährlichen Umfeld zu holen. Vielleicht habe ich ja einen Richter, der selbst geschieden ist und am Morgen von seiner Ex-Frau geärgert wurde...

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  8. https://www.gq-magazin.de/entertainment/artikel/prugel-auf-der-buhne-will-smith-sorgt-fur-eklat-bei-den-oscars ???

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  9. Du nutzt deutsche Gesetze in deiner Argumentation. Wir reden aber über die Ukraine. Und da gelten nun andere Gesetze. Warst du schon in der Ukraine? Kennst du die Gesellschaft? Mein Eindruck bei meinen Besuchen war, dass die Ukraine noch ein stärker traditionelles Modell der Gesellschaft hat.

    Es ist auch keine Willkür, dass wehrfähige Männer nicht ausreisen dürfen. Das ist schlicht Gesetz in der Ukraine. Wirklich interessant sind nur die Spezialfälle, also wenn ein alleinerziehender Vater seine Kinder in Sicherheit bringen will. Anekdotisch habe ich aus Freundeskreis gehört, dass das einem Vater gelungen ist, der nachweisen konnte, dass es keine Mutter gibt.

    Was lernen wir daraus für Deutschland? Ich behaupte, nichts. Ich bin überzeugt, würde man in Deutschland wieder eine Dienstpflicht einführen, würde die auch für Frauen gelten.

    Es gibt viele Gesetze in Deutsch, die explizit Frauen schützen. Solche Gesetze entstehen immer dann, wenn ein Phänomen gehäuft auftritt, etwa Genitalverstümmelung. Man könnte also fordern, dass solche Gesetze allgemeiner formuliert werden. Zu unspezifische Formulierungen bergen immer für Gefahr, dass sie dann am Ende vor Gericht nicht anwendbar sind. Das müsste man mit einem Rechtsexperten diskutieren.

    Was es aber ganz bestimmt in Deutschland nicht gibt: eine systematische Benachteiligung von Männern. Ich verstehe schlicht nicht, wie man sich über Jahre an solch einem Nicht-Thema abarbeiten kann.

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    1. Bevor ich antworte, würde ich gerne noch Missverständnisse bei einigen Begriffen ausschließen wollen.

      Wenn Du sagst, dass es keine "systematische Benachteiligung" von Männern in Deutschland gibt, heißt dass, das Du zwischen "systematischer Benachteiligung" und "Benachteiligung" (ohne Adjektiv) unterscheidest?

      Wenn ja: Heißt dass, dass Du zwar die Benachteiligung von einzelnen Männern in manchen Bereichen und Situationen zugestehst, diese Benachteiligung aber für Dich nicht die Kriterien für "systematisch" erfüllen? Und was wären in diesem Fall für Dich die Kriterien für "systematisch"?

      Wenn nein: Heißt dass, dass Du davon ausgehst, dass es keine Bereiche oder Situationen gibt, in denen ein Mann aufgrund seines Geschlechts benachteiligt wird? Was wäre in diesem Fall für Dich die Definition von "Benachteiligen"?

      Und abhängig von diesen Definitionen, welche Aussage würdest Du dann damit im Bezug auf Frauen in Deutschland machen?

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  10. Inter arma enim silent leges

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