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Hier nun die zweite Urlaubslektürenrezension: Neven Subotić, "Alles geben: Warum der Weg zu einer gerechteren Welt bei uns selbst anfängt" von 2022.

In seiner Biographie erzählt Neven Subotić über seine Kindheit und Jugend in Deutschland, in das er und seine Familie vor dem drohenden Bosnienkrieg geflohen waren; über die weitere Flucht nach Amerika, vor der drohenden Abschiebung; wie er dort begann professionell Fußball zu spielen und so wieder nach Deutschland kam.

Er berichtet über seiner Erfahrungen in diesem Business und mit dem schnellen und ungewohnten Reichtum, und wie er dann seine Berufung in dem Projekt fand, die Lebensumstände in Afrika durch den Bau von Brunnen zu verbessern.

Es ist eines dieser Bücher, für die ich länger brauche, da ich es alle 5 Minuten zu Seite lege, um in Gedanken ein fiktives Gespräch mit dem Autoren zu führen, oder mir nutzlose Gedanken über Politik oder Ökonomie zu machen.

Auch nach dem Schreiben des letzten Absatz ging ich wieder einige Minuten in mich und überlegte, ob ich irgendetwas davon hier jetzt thematisieren sollte: Flüchtlingspolitik, Sportpolitik, Arbeitsrecht Wirtschaftspolitik, Entwicklungshilfe, Kolonialismus, Bildungspolitik?

Nö!

Kurz: Das Buch hat mir Mal wieder bisher nicht gekannte oder schon wieder verdrängte Lebenswirklichkeit und deren Probleme gezeigt. Mein Leben und Handeln wird sich dadurch aber wahrscheinlich nicht ändern.

Ich sprach das ja bereits in diesem Beitrag an, fand aber auch bei Subotić eine ähnliche Einstellung. Deshalb hat er das Schlusswort:

"So sehe ich das Leben: Es gibt Probleme, und es wird immer welche geben. Es gibt Probleme, die du lösen kannst, und es gibt Probleme, die du einfach Problem sein lassen kannst, weil du sie ohnehin nicht lösen wirst oder sich der Aufwand nicht lohnt. Wenn ich mich entscheide, ob ich ein Problem angehen will oder nicht, frage ich mich: Wenn ich dies jetzt tue, kann ich damit einen Beitrag leisten, der für eine große Sache, für einen höheren Sinn ist? Wenn nicht, dann kann das Problem Problem bleiben."

Kommentare

  1. Nette Ausrede. Klar, niemand kann die ganze Welt retten, aber Probleme einfach zu ignorieren, ist auch keine Lösung.

    Tatsächlich gibt es immer Kleinigkeiten, die man selbst tun kann, egal in welchem Bereich.

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    1. Das ist überhaupt nicht als Ausrede gedacht, sondern dient genau dem, was Du anführst: Sich auf die Dinge fokusieren, die man wirklich beeinflussen kann, statt über überlebensgroße Probleme immer nur zu diskutieren aber dadurch nichts zu ändern.

      Statt also am Stammtisch große Reden zu schwingen, was denn getan werden müsste, um Kriege zu beenden oder den Welthunger zu bekämpfen, kann man z.B. am selben Stammtisch auch Geld sammeln, um dieses dann einer entsprechenden Organisation zukommen zu lassen. Oder selbst Lebensmittel in Krisenregionen bringen, oder oder oder.

      Ersterem nützt nur dem Ego oder macht einen nur innerlich fertig, weil die schönsten Weltverbesserungsideen durch reines Erzählen nie wahr werden.

      Und der zweite Aspekt, den Subotić anspricht, ist der Erfolg einer Handlung.

      Er erzählt, wie er von verschiedenen Leuten gebeten wird, ihnen bei wirklich wichtigen Problemen zu helfen, wie z.B. einer medizinischen Behandlung.
      Er sagt dann aber, dass er sich entschieden hat, nicht hier in Deutschland oder auch nicht in der Heimat seiner Eltern, Bosnien, aktiv zu werden, sondern dort, wo mit einem gegebene Einsatz der größer Nutzen erreicht werden kann.

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  2. Also ich versuche durch das Buch getriggert meinen Mikrokosmos schon auf die Problematik Wasserknappheit hin zu bearbeiten. Halte die Kids an den Wasserhahn nicht zu lange laufen zu lassen, dusche nicht täglich, wässere im Garten bewußter, wechsele den gekippten Pool nicht mehr aus, bin demütiger zu dem einen oder anderen Problemchen, weil auf der Welt oft existenzielleres geschieht, spende den einen oder anderen Euro wenn möglich, weil ich das Gefühl habe, da meinte es Jemand ernst. Bin mir außerdem aus meiner Oase heraus dem bewusster, was auf der Welt so passiert und wo die Reise hingehen kann, wenn das Wasser für noch mehr Menschen noch knapper wird.

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