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Einkaufzetteljagd oder Die Leute


Mal wieder ein Einkaufsartikel.

Diesmal war ich alleine unterwegs, um vor dem letzten Adventswochenende noch die eine oder andere Kleinigkeit zu besorgen.

Ich brach zum Abend hin auf, mit der Absicht, so dem Ansturm der anderen Vorweihnachtseinkäufer zu entgehen. Eine Hoffnung die sich erfüllte.

Ich stattete dem Getränkemarkt einen Besuch ab und decke mich großzügig mit Fruchtsäften und Mineralwasser ein. Ich selbst bediene mich immer aus der Leitung, aber der Rest meiner Familie ist da anspruchsvoller.

An der Kasse dann, nach Vorzeigen jeweils der Payback- und EC-Karte, werde ich gefragt, ob ich den Kassenbon haben möchte.

Ich nehme nie Kassenbons bei Lebensmitteleinkäufen mit. Die Wahrscheinlichkeit für einen Reklamationsgrund ist eher gering und der Reklamationsaufwand ist mir, im Vergleich zum Ertrag, zu hoch. Wobei, wenn ich da jetzt an eine lange zurückliegende Fahrradtour denke und an ein dort konsumiertes Glas Nussnougatcreme...

Diesmal jedoch antwortete ich auf die Frage mit "ja" und denke gleichzeitig "Mist", denn schon ist der Zettel gedruckt und ich halte das ungewollte Ding in der Hand.

Ich bin schon dabei ihn zusammenzuknüllen und in die Hosentasche zu stecken, da spüre ich die Blicke des Kassierers und der anderen Kunden auf mir. "Was für ein Ressourcenverschwender," denken sie. "Lässt sich das Papier ausdrucken, nur um es gleich wegzuwerfen."

Schuldbewusst glätte ich den Bon und lege in zwischen die gekauften Flaschen.

Als ich den Laden verlasse, hat der Wind aufgefrischt. Ich schiebe meine Einkäufe zum Auto, öffne den Kofferraum und packe die Waren weg, da ergreift eine Windböe den vermaledeiten Zettel und weht ihn über den Parkplatz davon.

"Was für ein Umweltverschmutzer," höre ich die anderen Parkplatznutzer denken, während ich schon dem davonfliegenden Papierfetzen hinterher jage.

Ich bin fast da und bücke mich, um ihn zu greifen, da pustet der Wind ihn wieder weiter. Schneller werden! Zweiter Versuch, dritter Versuch. Immer noch erfolglos. Ich bin bereits einige Meter von meinem offenen Kofferraum entfernt.
"Was für ein Trottel," schießt meinen mich beobachtenden Mitbürgern durch den Kopf. Da bin ich mir sicher.

Jetzt aufzugeben ist keine Option. Wenn ich nach der Aktion jetzt aufhören und das Papier entwischen lasse, bin ich ein lächerlicher Versager. Verfolge ich es noch hundert Meter weiter über das angrenzende Feld, bin ich ein Clown, dem währenddessen unter Umständen das Auto ausgeräumt wird.

Ich muss diesen Zettel JETZT zu fassen bekommen. Mit den Händen bin ich zu langsam. Also versuche ich es mit den Füßen und stampfe nach dem blöden Bon. Das sieht noch beckloppter aus und das über den Platz hallende Knallen meiner Stiefel macht noch mehr Menschen auf mich aufmerksam.

Peng. Beim zweiten Versuch habe ich das Mistding. Nass, dreckig und zerknüllt stecke ich es ein und mache mich zurück zum Wagen. Alle Anwesenden schauen demonstrativ weg, aber ihr könnt mich nicht täuschen. Ich weiß was ihr denkt. Hoffentlich stellt niemand diesen Vorfall ins Netz.

Kommentare

  1. Ja, ich erinnner mich an dieses Glas.

    Du hörst zwar ziemlich viele Stimmen die in deinem Kopf. Insgesamt würde ich aber sagen dass du Glück gehabt hast.
    Du hättest, als du kopfüber über den Parkplatz gelaufen bist, auch auf Blitzeis ausrutschen und dir Knöchel und den rechten Zeigefinger brechen können. Dann hättest du weder arbeiten noch tippen können. Weihnachten hättest du eine Geschichte mit Showdown erzählen können.

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  2. Ich lass mir den Bon immer dann geben, wenn es sein könnte, dass ich Katja etwas Falsches mitbringe... also quasi immer.

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  3. Selbstverständlich, da passieren mir doch die meisten "Fehler". Weil mein männliches auf Tunnel strebendes Sichtfeld auf einer preisintensiveren Ebene liegt.

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