Gestern packte ich unsere beiden jüngsten in den Fahrradanhänger und wir machten uns auf den Weg in die Stadt zur Eisdiele.
Das älteste Kind trieb sich in einer anderen Stadt herum und meine Frau war noch damit beschäftigt, die Wellensittiche wieder in den Käfig zu befördern.
Ich trat in die Pedalen und fuhr auf die abwärts führende Straße, als das allerjüngste Kind sich beschwerte, dass ich die Wagenabdeckung nicht geschlossen hätte und ich dies doch bitte sofort nachholen solle.
Ich hielt direkt auf der Straße und blickte mich um. Kein Auto in Sicht. Ich konnte die Abdeckung also richten, ohne das gesamte Fuhrwerk die Bordsteinkante auf den Gehweg hoch zu heben.
Das Unterfangen erwies sich als langwieriger als gedacht und am oberen Straßenende kam ein Auto um die Ecke. Ein Fahrrad auf der Straße ist kein Hindernis. Ein Fahrrad mit Doppelkinderanhänger aber sehr wohl. Ich richtete mich also schnell auf und startet erneut die Abfahrt.
Etwa 15 Meter vor mir parkte ein Kleintransporter auf der rechten Straßenseite. Ich rechnete damit, dass das hinter mir fahrende Auto mich überholen würde, um diesen Engpass als erstes zu passieren. Es wurde jedoch langsamer und passte sich meiner Geschwindigkeit an.
Na gut, dachte ich mir, dann wird mir also der Vortritt gelassen. Ich beschleunigte, um den Verkehr nicht als zu lange aufzuhalten und wechselte auf die linke Spur.
Innerhalb einer schrecklichen Sekunde erkannte ich meine Fehleinschätzung. Das mir nachfolgende Fahrzeug ließ nicht mir den Vortritt, sonder dem entgegenkommenden Verkehrsteilnehmer, welcher zwar für den links sitzenden Autofahrer sichtbar, für mich jedoch vom Transporter verdeckt war.
In der Hoffnung, die Frontalkollision zu verhindern, zog ich Vorder- und Hinterbremse bis zum Anschlag. Eine Operation, die auf einem Fahrrad beherrschbar ist. Nicht jedoch auf einem Fahrrad mit Kinderanhänger, inklusive zweier Kinder und das auch noch bergab.
Ich stand. Noch mit beiden Füßen auf den Pedalen. Dann hörte ich über Asphalt rutschende Reifen und mir wurde bewusst, dass der Anhänger, seine Bewegungsenergie beibehaltend, dabei war, sich zu drehen und mich links zu überholen. Diesen Überholvorgang nahm ich kurz darauf nicht nur akustisch wahr, sondern, da er schließlich mit meinem Rad verbunden war, auch körperlich, als mein Heck dem Anhänger folgte.
Wie das Fahrrad wegkippt und mich auf die Straße wirft, während sich der Anhänger mit den Kindern überschlägt, kam mir für einen Sekundenbruchteil als Bild in den Sinn. Gott sei Dank blieben wir jedoch alle aufrecht und blockieren nur um neunzig Grad gedreht die Straße.
Das gab mir die Möglichkeit, ohne weitere Lenkmanöver nach vorne auf den Bürgersteig hinter dem Transporter zu fahren (oder zu schieben? Ich weiß es nicht mehr), um dort dann über dem Lenker gelehnt einen kurzen Nervenzusammenbruch zu erleiden.
Ob bei ihnen alles in Ordnung sei, beantwortet meine Schützlinge mit ja. Der hinter mir fahrende Fahrzeuglenker erkundigte sich nach meinen Befinden und auch zwei Fußgänger fragten nach. Auch ich sagte, dass alles in Ordnung sei, gönnte mir aber trotzdem noch etwa zwei Minuten Ruhe.
Die zweite Frage, ob es ihnen gut ginge, beantworten die zwei Kinder inzwischen mit einem genervten "jaha", und fragen ihrerseits, ob wir denn nun endlich weiter fuhren.
Es war schönen Wetter. Auf dem Spielplatz fiel das Kleinste zum Schluss in den Bach. Wir hatten Wechselsachen dabei.
Glück gehabt.
AntwortenLöschenOutsch! Ich hoffe, den Kindern geht es wirklich gut. Frag vorsichtshalber nochmal nach! Aber im Ernst, Glück gehabt, verhindern hätte es man nicht können :-(
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