Direkt zum Hauptbereich

Ärger am Morgen

In der heutigen Ausgabe des Westfalen-Blatt war ein Artikel über Anja Blacha, die am Donnerstag, nach 58 Tagen und 1400 Kilometern den Südpol erreicht hat.




Das habe ich ehrfürchtig und beeindruckt gelesen. Die ganze Unternehmung schon an sich: -35 °C, auf Skiern, einen 100 Kilogramm schweren Schlitten hinter sich herziehend. Zum Frühstück gab es Haferflocken mit Kokosmilch. Da habe ich mich gefragt, ob man solche Flüssignahrung da überhaupt wieder flüssig bekommt.

Und dann auch noch alleine. Niemand anderes, der einen helfen kann, wenn man erkrankt oder sich verletzt.

Solchen Aktionen flößen mir Respekt ein. Natürlich die Handlung an sich, aber auch der aufgebrachte Mut und besonders die monate- oder jahrelange Planung und das Training dafür, was eine Disziplin erfordert, von der ich nur träumen kann.

Das hätte ein motivierender und positiver Artikel sein können und dann kommt der letzte Absatz:

"Nicht schlecht für ein Mädchen."

BITTE WAS?

Wollen die mich verarschen? Wie soll ich das verstehen? Ein Mann hätte das natürlich im T-Shirt geschafft, oder was?

Empfinde nur ich das so, dass mit diesem Spruch diese Leistung - und überhaupt die Leistungen von Mädchen und Frauen - abgewertet wird?

Da geht mir echt der Hut hoch. Da lese ich über so eine beeindruckende Tat und dann wird das faktisch abgeschlossen mit "so besonders war das jetzt aber nicht, aber für ein Mädchen: nicht schlecht."

Und die Krönung ist, das die Personen, die sich diesen bescheuerten Marketing-Titel ausgedacht haben, auch noch behaupten, sie würden damit Geschlechterklischees aufbrechen (laut Artikel).



Kommentare

  1. Wir leben noch immer in einer Welt, in der ich, mit dem ältesten Smartphone, auf Arbeit gerufen werde wenn es PC-Probleme gibt, wenn die Sicherung ausfällt, ein Nagel in die Wand gehauen werden soll, oder es einfach etwas "zum Anpacken" gibt... Zu Hause muss ich die Spinnen wegmachen, obwohl ich die auch nicht mag. Die Geschlechterklischees sind tief verwurzelt in uns und das wird wohl auch noch einige Zeit so bleiben. Wir sind nicht bei Star Trek, wo die Hauptperson schwarz und weiblich ist und einen Männernamen trägt... Ärgere Dich nicht über den Artikel, Reporter müssen auch provozieren um gelesen zu werden. Vielleicht ist es ja sogar ironisch gemeint, um zum Nachdenken über die gängigen Klischees anzuregen??
    Zur Freude für Dich noch das Lego Forschungsinstitut mit ausschließlich Forscherinnen: https://www.steinelager.de/de/set/21110-1/forschungsinstitut

    AntwortenLöschen
  2. Man muss halt immer mal wieder darauf hinweisen. Steter Tropfen höhlt den Stein.

    Wenn eine Schülerin sagt, ihr Lieblingfach sei Mathematik und ihr Vater dann gegenüber der Mathelehrerin stolz anmerkt, dass er hoffe, seine Tocher würde, ebenso wie er, einen technisch-mathematischen Beruf ergreifen und dann als Antwort von der Lehrerin erhält "Oh, in dieser Männerdomäne? Das wird hart!", dann kann dieses Thema nicht genug angesprochen werden.

    Was aber die Ironie angeht hast Du recht. Ich habe jetzt auf die entsprechende Kampagnenseite geschaut (https://www.intersport.de/notbadforagirl/) und dort wird in das selbe Horn geblasen, wie ich es auch tat.

    Der Zeitungsartikel bachte das aber nicht so rüber. Naja, dadurch kam wenigstens eine Blogeintrag zustande.

    AntwortenLöschen

  3. Mädchen ist nicht weiblich, sondern sächlich. Damit bricht die Grundlage deines Blogposts in sich zusammen :-)

    PS: Ach so, gilt nicht fürs Saarland, denn dort wird für die eigene Frau auch das Neutrum verwendet ("meins", "eeees").

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

I see u

  Beim alljährlichen erzwungenen Aufräumen fand sich dieses Bild. Das älteste Kind hatte es vor etwa ein oder zwei Jahren gemalt und dann an die Tür des zweitältesten Kindes geklebt. Lieb, nicht?

Keine Angst vorm Manchester-Liberalismus

Ich recherchiere gerade etwas über das 19. Jahrhundert und die Industrielle Revolution, was sich jedoch noch etwas hinziehen wird. Im Geiste von Open Science möchte ich jedoch bereits einige Quellen vorstellen; zum Thema "Manchester-Liberalismus". Die heute gängige Vorstellung einer Ideologie, die nur auf das Eigeninteresse und die Vorteile der "Reichen" bedacht war und des Staates als Hüter des Gemeinwohls und Beschützer der Armen, der sich im 19. Jahrhundert völlig aus der Wirtschaft heraushielt, wird in den angeführten Texten als nicht ganz korrekt präsentiert. Vielmehr zeigt sich, dass die Interventionen des Staats die Lage der Armen verschlechterte und durch das Zurückdrängen des Staates verbessert wurde. Ich werde darauf hoffentlich später noch genauer eingehen können. Gerecht ist nur die Freiheit von Richard Herzinger und Mythos Manchestertum von Detmar Doering

Spezifisch unspezifisch

Ich habe mir vor einiger Zeit einmal eine Studie zur selbsternannten "geschlechtergerechten Sprache" angesehen, die beweisen soll, dass sich nur durch diese Sprachvariante Frauen und Mädchen angesprochen fühlen. Diese Studie muss eine Leuchtturmstudie sein, denn sie wird in den Medien ständig angeführt. Z.B. bei Quarks , Verdi oder RND . Bei letzterem steht dazu: In einer Studie aus dem Jahr 2015 wurde ein Experiment mit fast 600 Grundschulkindern durchgeführt. Dabei wurden ihnen Berufe entweder in der männlichen und weiblichen Form oder im generischen Maskulinum vorgelegt. Mädchen trauten sich eher traditionell männliche Berufe zu, wenn die Berufsbezeichnung gegendert wurde. Es handelt sich hierbei um die Studie "Yes I Can! – Effects of Gender Fair Job Descriptions on Children’s Perceptions of Job Status, Job Difficulty, and Vocational Self-Efficacy" . Bevor ich mir diese Studie anschaute, hatte ich schon den Gedanken: Eigentlich widerlegt diese Studie ja die gesa