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Organspende


Zur Zeit ist die Widerspruchslösung für Organspenden in der Diskussion.

Für Liberale ist die Gegnerschaft zu diesem Vorschlag logisch: Nur der Mensch selbst darf über seinen Körper bestimmen. Eine Organspendepflicht, auch wenn sie mit einer Ausstiegsmöglichkeit verbunden ist, würde die Beweispflicht verschieben. Statt dass, wie heute, der Nachweis erbracht werden muss, dass eine Einwilligung vorliegt, müsste bei einer Widerspruchslösung der Nachweis der Ablehnung erfolgen.

Für sogenannte Libertäre geht die körperliche Autonomie sogar so weit, dass der Staat die Bürger weder zur Organabgabe verpflichten, noch sie vom Verkauf der eigenen Organe abhalten darf.

Ein Horrorszenario für die meisten Menschen; würde dies doch letztlich dazu führen, dass die Armen zu Ersatzteillagern der Reichen würden. Eine Befürchtung, die ich teile. Jedoch steht diese Position aktuell auch nicht zur Debatte.

Doch kehren wir zurück zur aktuellen Auseinandersetzung und der Position der Befürworter der Widerspruchslösung.

Auch deren Argumente sind nicht von der Hand zu weisen. Nur die wenigsten Menschen, die sich nicht zur Organspende bereit erklärt haben, dürften dass gemacht haben, weil sie sich bewusst dagegen entschieden haben.

Der wahre Grund für die niedrige Spenderrate dürfte wohl eher Desinteresse, Gleichgültigkeit und Faulheit sein.

Eine Widerspruchslösung, so die Befürworter, würde letztlich dazu führen, dass sich die Zahl der Spender um jene erweitert, denen es sowieso egal ist, während die bewussten Nichtspender weiterhin von einer Spende zurücktreten können.

Ich kann die Argumente beider Seiten nachvollziehen und wenn ich auch eher der liberalen Position zuneige, so sehe ich doch auch, dass wir eine Änderung brauchen, um die Uninteressierten für das Thema zu sensibilisieren und sie zu einer Entscheidung zu bewegen - idealerweise natürlich zur Spendenbereitschaft, aber ohne Zwang.

Wie könnte man also einen Anreiz zur Spende schaffen, ohne die Gefahr eines motivation crowing out oder gar eines, die Armen benachteiligenden Organhandels (was ja auch gar nicht zur Debatte steht)?

Hier möchte ich auf einen Vorschlag eines Ökonomen (dessen Arbeit ich gerade nicht mehr im Netz finde. Wahrscheinlich Kliemt) hinweisen, der darin besteht, die Bereitschaft zur Organspende mit einer Bevorzugung bei dem Erhalt eines Spendeorgane zu verknüpfen, wenn man selbst ein solches benötigt; ein Solidaritätsmodell ähnlich einer Versicherung also.

Bei dieser Lösung gebe es auch keinen Unterschied zwischen Armen und Reichen, da die "Vergütung" nicht monetär ist und der Erhalt eines Organs nur durch die eigene Spende beeinflusst werden kann, bzw. die Spende "nur" die Wahrscheinlichkeit erhöht später selbst ein Organ zu erhalten.

Markus Jankowski diskutiert in Kapitel 4.2 seiner Arbeit verschiedene Lösungen, darunter auch das von mir angeführte unter dem Namen "Clubmodell".

Außerdem hier noch einen Verweis auf einen Artikel in der Ärztezeitung.

Das Titelbild zeigt eine Skulptur von MJM Kunstdesign Hamburg

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