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Gewalt in Zahlen

Da es beim Thema geschlechtsspezifische Gewalt einige Unklarheit über die tatsächlichen Verhältnisse gab, möchte ich hier einige Zahlen aufführen.

Zuerst die Verhältnisse in Deutschland. Hier beziehe ich mich ausschließlich auf die polizeiliche Kriminalitätsstatistik. Wie jede Statistik, ist sie mit dem Wissen über deren Einschränkungen zu lesen:
  • Es werden nur angezeigte Taten registriert (Hellfeld). Nicht angezeigte Taten bleiben also im Dunkeln (deswegen Dunkelfeld).
  • Ebenso gibt diese Statistik keine Auskunft darüber, wie viele der hier aufgeführten Taten, später auch vor einem Gericht zu einem Schuldspruch führen.

(Siehe Polizeiliche Kriminalitätsstatistik, Band 2, S. 6!)

D.h., dass ich eigentlich immer von "mutmaßlichen Opfern" und "Tatverdächtigen" schreiben müsste, statt von Opfern und Tätern. Das macht den Text jedoch etwas schwerfällig. Ich weise meine Leser also hier jetzt darauf hin, dass sie, wenn ich mich auf die PKS beziehe, bitte immer die Gänsefüßchenvariante im Kopf haben, auch wenn ich die Worte Opfer und Täter verwende.

Deutschland

Nach diesem Vorwort nun also los. Hier die ersten beiden Statistiken:


Die bis jetzt angeführten Zahlen werden so auch in den Medien wiedergegeben. Bei mir gibt es nun aber noch das Gesamtbild aller Gewaltstraftaten zur Einordnung der vorherigen Zahlen. Die dunkleren Bereiche stellen dabei den Anteil dar, der zur partnerschaftliche Gewalt gezählt wird.
Was in der Berichterstattung auch nie fehlt, ist ein Hinweis auf die Geschlechtsverteilung der Tatverdächtigen:
Auch wenn natürlich alle Leser, Hörer und Zuschauer aus dem letzten gezeigten Diagramm nicht den Schluss ziehen, dass 84 Prozent aller Männer Gewaltstraftäter sind - weswegen Journalisten da auch nie eine weitere Klarstellung mitliefern - tue ich dies hier trotzdem:


Weltweit

Schauen wir nun auf die weltweite Gewalt. Hier stütze ich mich auf den "Global Status Report on Violence Prevention" der WHO. Ähnlich detailierte Angaben wie in der PKS konnte ich beim Überfliegen nicht finden. Wer mehr findet, sage mir bitte Bescheid. Ich habe jetzt nur Angaben zu Mordraten im Allgemeinen und zu Mordenraten in Zusammenhang mit Partnerschaftsgewalt gefunden (dunklere Flächen im Diagramm):
Es gibt auch Studien, die nicht nur die Gewalttaten eines Jahres betrachten, sondern die Gewalterfahrungen eines ganzen Lebens. Daraus erfahren wir z.B. von der bekannten Zahl, dass jede dritte Frau in der EU schon Opfer von Gewalt geworden ist.

Seltsamerweise wurden nur Frauen nach ihrer Gewalterfahrung gefragt, so dass hier leider kein Vergleichswert existiert. Ich kann mir wirklich überhaupt nicht erklären, warum die verantwortlichen Wissenschaftler, die ja eigentlich Korrelationen ermitteln wollen, nicht auch Männer nach ihrern Gewalterfahrungen befragt haben.

Fazit

Nimmt man Morde aus der Betrachtung heraus. Und Körperverletzungen. Und Freiheitsberaubung. Und Raub. Und selektiert man gezielt auf sexuelle und partnerschaftliche Gewalt - womit man immerhin noch ganze 18 Prozent aller Gewaltopfer insgesamt betrachtet (PKS), und erklärt nur diese Auswahl zu Gewalt - ja, dann sind Frauen und Mädchen überproportional von Gewalt betroffen.

Schaut man sich jedoch das ganze Bild (national), bzw. die Morde (international) an, dann kann die These, Frauen seien vermehrt von Gewalt betroffen, vorsichtig ausgedrückt, nicht als belegt gelten.

Für Deutschland zumindest sieht es so aus, dass man in diesem Land als Frau sicherer lebt als Männer. Und weltweit leben Frauen, zumindest was Morde angeht, ebenfalls sicherer als Männer, die eine viermal höhere Wahrscheinlichkeit haben ermordet zu werden.

Quellen:

Kommentare

  1. Langsam wird mir klar, worin dein Missverständnis besteht. Es geht bei den Demos nicht nur um körperliche Gewalt, sondern auch um strukturelle und psychische. Diese Art der Gewalt wirst du in keiner Kriminalitätsstatistik finden. Du und die Demonstranten redet also nicht über das gleiche Problem.

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  2. Ich fasse die Debatte bis hier hin mal zusammen:

    Wir haben eine Kampagne, die sich wie folgt darstellt:

    "One Billion Rising [...] ist eine weltweite Kampagne für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen und für Gleichstellung. [...] Die eine „Milliarde“ deutet auf eine UN-Statistik hin, nach der eine von drei Frauen in ihrem Leben entweder vergewaltigt oder Opfer einer Schweren Körperverletzung werden. [...] Es ist eine der größten Kampagnen weltweit, um zur Beendung von Gewalt gegen Frauen mit tausenden von Events in bis zu 190 Ländern der Welt." [Die Grammatikfehler sind so im Original, http://www.onebillionrising.de/was-ist-one-billion-rising/]

    Mit einem Link auf eine weiterführende Seite mit dem Titel

    "Jede dritte Frau in Europa ist Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt" [http://www.onebillionrising.de/jede-dritte-frau-ist-opfer-von-gewalt/]

    Hier wird - so schiehn es mir bis jetzt zumindest - die körperliche und sexuelle Gewalt ganz klar in den Vordergrund gestellt.

    Nachdem ich jetzt aber gezeigt habe, dass der eine oder andere männliche Mensch auch schon einmal Opfer von (körperlicher) Gewalt wurde und deren Anzahl nun auch nicht gerade signifikant wenig ist, da erfahre ich jetzt, dass es eigentlich "auch" um psychische und strukturelle Gewalt geht.

    Potzblitz! Da muss ich mich für meine mangelhafte Lesekompetenz entschuldigen.

    "Du und die Demonstranten redet also nicht über das gleiche Problem."

    Da bin ich mir sogar ganz sicher.

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  3. Oh je, Statistiken. Ich möchte nicht wissen, wie hoch die Dunkelziffern sind. Und auch die damit zusammenhängenden Verschiebungen in die eine oder andere Richtung. Welcher Mann zeigt denn beispielsweise an, insofern er Opfer häuslicher Gewalt von seiner Frau wurde? Das landet dann in keiner Statistik. Und um nicht falsch verstanden zu werden, jede einzelne Gewalttat in dieser Statistik und außerhalb dieser, ist eine zu viel. Ich sage nur, da wo Menschen sind, wird auch immer Gewalt ein Faktor der eigenen Existenzsicherung sein. Denn je höher eine Population auf einem begrenzten Gebiet anwächst, desto höher steigt die Frustrationsrate. Und damit erhöhte Stressoren erzeugen dann Gewalt als einfachste der Problemlösungen. Sarkasmus ist meiner Meinung nach bei diesem Thema nicht angebracht. Und wenn ich mich noch einmal jemand fragt, ob ich ein Roboter bin, raste ich komplett aus!!! Fazit: Wir werden das Thema Gewalt hier leider nicht lösen können.

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    1. Das Problem mit meinem Beitrag zu lösen, war auch gar nicht meine primäre Absicht. So ambitioniert bin ich auch nicht :-)

      Aber auf ein Problem hinweisen wollte ich. Nämlich auf den Sexismus in unserer Gesellschaft, der sich auch gegen Männer richtet. Da stecken viele nämlich immer noch in den alten Geschlechtsvorurteilen fest, dass Männer ja nicht benachteiligt wären, sondern nur Frauen.

      Diese Veranstaltung habe ich nur als ein Beispiel dafür genannt, die auf diesen Vorurteilen aufbaut sie die dabei weiter zementiert. Männer dürfen auf keinen Fall als Opfer in Erscheinung treten, sondern immer nur als Täter.

      So wird der Sexismus nur noch vertieft, statt ihn - wie vorgeblich behauptet - zu bekämpfen.

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    2. Mehrere Punkte dazu und dann bin ich mit dem Thema durch.

      1. Du drehst dir den Gewaltbegriff bzw. das Thema der Demos so, wie du es brauchst, damit deine Statistiken passen. Es geht aber um geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen (https://www.bochum.de/C125708500379A31/vwContentByKey/W29FUCAG958BOCMDE). Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Gewalt_gegen_Frauen) liefert zum Beispiel eine lange Liste von Beispielen, um das Thema abzugrenzen, etwa Mitgiftmorde, Ehrenmorde, Femizid, Zwangsprostitution.

      Bei den Protesten geht es also nicht um Gewalt allgemein, sondern um spezifische Formen der Gewalt, die in der Regel nur Frauen betreffen. Und das dürfte dann in deiner PKS oft in den Bereich "Partner als Täter" fallen, wo die Verhältnisse sehr eindeutig sind. Deshalb nochmal, es geht nicht darum, dass Frauen auch Opfer von Fahrraddiebstahl oder Telefonbetrug werden! Ich kann nicht nachvollziehen, wie man das missverstehen kann.

      2. Es geht bei den Aktionen nicht nur um körperliche Gewalt, sondern auch um Gleichberechtigung/Gleichstellung und andere Formen der Gewalt wie strukturelle Benachteiligungen. Diesen Teil der Aktionen ignorierst du völlig, trotz mehrmaliger Hinweise meinerseits.

      3. Wir leben glücklicherweise in einer Demokratie und da darf jede Gruppe auf Probleme aufmerksam machen. Das ist ihr gutes Recht. Es gehört zum politischen Prozess, dass man Aussagen überspitzt, auch um die eigene Basis zu mobilisieren. Du kannst also nicht verlangen, dass diese Demos sich auch auf Gewalt gegen Männer beziehen, weil das schlicht nicht ihr Thema ist. Und, ganz ehrlich, "den Teilnehmern solcher Demos und Initiatoren" gleich "empathielosigkeit gegenüber Männern" zu unterstellen, finde ich geschmacklos.


      Nun kannst du gerne wieder losziehen und uneindeutige Formulierungen auf den Webseiten der Kampagnen suchen, um deren Thema umzuinterpretieren. Für mich ist aber deren Anliegen klar und ich sehe die Existenz spezifischer Gewalt gegen Frauen und eine fehlende Gleichstellung als real an.

      Und nochmal in aller Deutlichkeit zum Abschluss: Niemand bestreitet, dass sowohl Männer und Frauen viel zu oft von Gewalt betroffen sind. Es spielt auch überhaupt keine Rolle, ob die eine Gruppe häufiger betroffen ist, denn am Ende sind Männer und Frauen Menschen und jedem Menschen sollte ein gewaltfreies Leben möglich sein! Allein, das ist nicht Thema dieser Demos.

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    3. Ich habe jetzt etwas länger überlegt, ob ich Dir antworte (da für Dich das Thema ja durch ist) und wie.
      Auf jeden Deiner Vorwürfe einzeln eingehen und gegenargumentieren?
      Einen Streit um Details führen?

      Dafür bin ich inzwischen zu alt (hierfür mich in einem großen Ohrensessel, mit zittriger Hand eine Pfeife haltend vorstellen). Das macht in der Jugend Spaß, aber am Morgen kommt der Kater und man hat keine Freunde mehr.

      Solch ein Exzess ist auch deshalb unnötig, da wir bei dem Thema sehr wahrscheinlich zu etwa 95 Prozent einer Meinung sind (vielleicht sogar 100%?).

      Meine Absicht war es, eine allgemeine These aus einem Beispiel heraus zu entwickeln und dieses Beispiel war anscheinend ungeeignet dafür. Ich bin jetzt lange genug Programmierer, um zu merken, wenn es besser ist, die bisherige Arbeit zu löschen und von neuem anzufangen.

      Hier also nun - ohne konkrete Beispiele - meine allgemeinen Thesen:

      I. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Menschen immer noch nach ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppe auf Basis von biologischen Kriterien (wie Hautfarbe, Geschlecht, sexuelle Orientierung) abgewertet werden.

      II. Während aber diese Diskriminierung, wenn sie Frauen betrifft, von der Mehrheit der Bevölkerung gesehen und auch als zu beseitigen anerkannt wird, wird - so meine Behauptung - die Benachteiligung von Männern kaum wahrgenommen und entsprechend natürlich auch nicht angegangen.

      Das war es auch schon.

      Bei These I dürfte ich sehr wahrscheinlich keinen Widerspruch ernten. Bei These II erwartete ich jedoch Widerspruch, weswegen ich mit dem kritisierten Beispiel ins Rennen ging (wenn auch gegen die Bande gefahren).

      Sollte These II auch unumwunden anerkannt werden: Wunderbar. Dann habe ich jedoch ein Themenfeld weniger, welches ich in meinem Blog behandelt könnte :-)

      Sollte These II jedoch abgelehnt werden, welche Art von Belegen würden dann von mir erwartet, dass ich sie erbringe?

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  4. Bei These 2 fällt mir kein Beispiel ein, wo Männer systematisch in unserer Gesellschaft benachteiligt werden. Es könnte sein, dass es da evt. noch Sachen im Bereich Familienrecht gibt, etwa wenn sich 2 Partner trennen, dass dann die Frau eher das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder zugesprochen bekommt oder so. Aber da kenne ich mich zu wenig aus.

    Ich habe zumindest persönlich nie das Gefühl gehabt, dass ich wegen Mann-Sein benachteiligt wurde, sondern eher weil ich Ossi bin und vielleicht für manche Diskussionen als zu jung oder unerfahren wahrgenommen wurde.

    Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, haben die Mädchen in der Schule immer bessere Noten in Kunst bekommen (@Hermes: Trigger für dich), auch wenn ihre Leistungen nicht kreativer waren :-)

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  5. Es ist ein schmaler Grad zwischen kongenial kreativ und den Erwartungen des Kunstlehrers nicht gerecht werdend...

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