Ich bin gerade gefragt wurden, ob ich glaube, dass Kinder und Jugendlichen in der Pandemie gut behandelt werden. Darauf kann ich nur antworten: Ich weiß es nicht.
Oberflächlich lautet die Antwort, sie werden natürlich nicht gut behandelt, da wohl jeder Mensch in der aktuellen Situation negativ betroffen ist. Die genauere Frage muss also lauten: Werden Kinder und Jugendlicher überdurchschnittlich schlecht behandelt? Behandelt von wem? Von den eigenen Eltern? Da ich nur von mir sprechen kann: Ja, ich habe das Gefühl, dass ich meine Kinder nicht gut behandle.
Zu wenig Zeit, um etwas mit ihnen zu unternehmen – und sei es nur ein Brett- oder Kartenspiel. Dann gestresst und deswegen zu schnell gereizt. Und dann habe ich auch kein offenes Ohr für Sorgen, Kummer und Probleme. Ja, da geht es den Kindern schlecht.
Und gesellschaftlich? Ich schimpfe seit Monaten vor mich hin auf die Politiker. Die Pandemie zeige, dass man in Deutschland besser keine Kinder haben sollte. Eine kleine Erkältung (sic) und schon brechen unser Betreuungs- und Bildungssystem komplett zusammen.
Aber ich wüsste auch nicht, wie man es anders machen sollte.
Schließen die Behörden die Schulen und KiTas wird ihnen vorgeworfen, sie ruinieren die Bildungschancen und unterbinden den wichtigen sozialen Kontakt zu Gleichaltrigen.
Öffnen sie die Einrichtungen bekommen sie zu hören, dass sie die Kinder und Jugendlichen der Gefahr der Ansteckung mit möglichweise schweren Krankheitsverläufen oder Spätfolgen aussetzen.
Die ganze Lage ist scheiße. Und Kindern geht es sehr wahrscheinlich als den Schwächsten noch einmal zusätzlich schlechter. Ich wüsste aber auch nicht, wie man es besser machen könnte.
In den 90er Jahren gab es meiner Meinung nach eine positive Zukunftssicht. Das sah man u.a. in der Serie Star Trek The next generation. Heute dagegen scheint es nur noch pessimistische Blicke auf die Zukunft zu geben. Auch die aktuellen Star Trek Serien stellen eine düsterere Welt dar. Dies könnte zu einer selbst erfüllenden Prophezeiung werden. Gibt es in der aktuellen Popkultur noch Utopien?
Gestern hat mir eine ältere Frau gesagt: Sie ist froh, dass durch ihre COVID-Impfung der Spuk endlich vorbei ist und sie endlich ihre Freiheiten wiederbekomme. Aus ihrer Sicht absolut verständlich. Und dennoch merkte ich, wie ich wütend wurde. Denn für die Kids ist der Spuk noch auf eine sehr lange Sicht nicht vorbei. Während sie seit über einem Jahr alles Wichtige in ihrer Entwicklung herunterfahren, um die Gesellschaft und vor allem die Risikogruppen zu schützen, fahren diese alsbald mit Impf-Greencards schön in den Urlaub und interessieren sich einen Scheiß um ihre ehemaligen Schützer. In der selben Zeit können Vertretungslehrer im Wechselunterricht weiterhin nicht einmal eine Online-Cloud mit Aufgaben speisen, machen KITAs aufgrund von Personalmangel nur verkürzt auf, so dass man diese Zeiten nicht einmal innerhalb seiner Arbeitszeit abdecken könnte, müssen sämtliche Sportaktivitäten auf Abstand mit geringer Maximalgröße der Gruppe und ohne jegliche Wettkampfsituation stattfinden, darf man kein Eis in Outdoorparks verzehren, geschweige denn irgendwelche Freizeitparks zur Bespaßung aufsuchen. Da hilft auch keine Kinderbonuszahlung weiter. Das deckt vielleicht die Druckerpatronen zum Ausdruck der Homescooling-Aufgaben ab, macht aber kein einziges Kind glücklicher. Sicherlich ist es immer schwierig abzuwägen, was das Beste für alle ist. Und auch wenn es kaum schwerwiegende COVID-Infektionen unter Kindern gibt, ist jedes Einzelne eines zu viel. Aber gut behandelt und wertgeschätzt aufgrund ihrer Verzichte in der Pandemie, das werden Kinder aus meiner Sicht auf keinem Fall.
AntwortenLöschenDie Privilegien für Geimpfte halte ich auch für - vorsichtig formuliert - undurchdacht. So etwas können sie machen, wenn jeder Bürger die Möglichkeit hat sich sofort impfen zu lassen und die Entscheidung dafür oder dagegen alleine bei ihm liegt.
AntwortenLöschenSolange die Zuteilung aber noch staatlich rationiert ist, obliegt die Zuteilung staatlicher Willkür.