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Tic(k) Tack

Kurz nach der Grundschule entwickelte ich einen Tic. Wobei ich nicht weiß, ob "entwickeln" das richtige Verb ist. Kam zum Vorschein? Damals dachten wir, dass die Ursache psychologisch sei und suchten entsprechend Psychiater auf. Aber die konnten nur autogenes Training als Lösung anbieten, mit dem ich aber nicht warm wurde. Ich war zu hippelig. Laut Wikipedia scheint man heute der Ansicht zu sein, dass die Ursache eher neurologisch ist.

Nun gut. Ich komme damit klar und - dass ist das eigentlich Thema - meine Umgebung anscheinend auch. Ich bin vor etwa drei Jahren das erste und einzige Mal von einem Kollegen darauf angesprochen wurden, da er sich, im selben Büro befindend, davon gestört fühlte. Das konnte ich absolut nachvollziehen. Mich darauf anzusprechen war richtig. Nur wenn ich mich darauf verlassen kann, dass meine Mitmenschen mich auf Probleme mit mir hinweisen, können wir etwas ändern. Eine falsch verstandene Rücksichtnahme führt nur zu doppelter Unzufriedenheit: Bei demjenigen, der durch mich gestört wird und bei mir, weil ich ständig angespannt bin, aus Angst, dass ich andere störe, die aber nichts sagen.

Jedenfalls beantragte ich darauf hin bei meinem Vorgesetzten einen Laptop statt eines Desktop-Rechners, um die Möglichkeit zu haben, das Büro zum Arbeiten zu verlassen, um meinen Kollegen hin und wieder etwas Ruhe zu gönnen. Dadurch war ich dann auch sofort Home-Office fähig, als dies notwendig wurde. (Das folgt alles einem Plan!)

Auf jedem Fall fiel mir deswegen aber auf, dass dies eben das erste Mal war, dass mich jemand von sich aus darauf ansprach. Wenn man den Teenagerfilmen Glauben schenken darf, wäre ich doch eigentlich als Mobbing-Opfer an der Schule prädestiniert gewesen. Aber weder dort noch bei der späteren Bundeswehr, während des Studiums oder eben auf der Arbeit bin ich deswegen jemals blöd angemacht worden.

Ich weiß nun auch nicht mehr, wann die vokalen Tics angefangen haben, aber damit hätte ich meine Mitschüler oder späteren Kommilitonen im Unterricht, bei Vorlesungen und vor allem bei Prüfungen in den Wahnsinn treiben müssen. Es hat sich aber nie jemand beschwert.

Rücksichtnahme? Bei Teenagern? Auf jeden Fall Danke dafür - auch wenn ich, wie geschrieben, ein Ansprechen darauf wahrscheinlich verstanden hätte (vielleicht haben sie's ja gemacht und ich habe es verdrängt) und Entschuldigung für die Belästigung.

Um aber zum eigentlichen Punkt zu kommen: Die Kinder und Jugendlichen sind gar nicht so schlimm, wie uns die Medien im allgemeinen glauben machen wollen. Oder ich persönlich hatte einfach nur Glück gehabt.

Kommentare

  1. Also ich kenne dich ja nur mit Tick :-)

    Und ich glaube, wir haben früher auch Mal drüber gesprochen. Wenn du gestresst bist, ist der Tick stärker, zumindest meiner Beobachtung nach. Und ja, er hat sich immer mal wieder verschoben. Du könntest ja im Selbstexperiment ausprobieren, ob du ihn bewusst woanders hin schieben kannst :-)

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  2. Hat mich einfach nie gestört.

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